Das Joker-System

Bild von Gina Janosch auf Pixabay
Bild von Gina Janosch auf Pixabay

Im letz­ten Blog stand die Leere im Vor­der­grund. Nun ist es an der Zeit, wie­der über etwas Hand­fes­tes und All­tags­taug­li­ches zu schrei­ben. Also Vor­hang auf für das Joker-System!

Das Sys­tem hilft dir dabei, Momente des Seins in dei­nem All­tag ein­zu­bauen. Denn sei ehr­lich: Zuerst kom­men meis­tens die ande­ren (Fami­lie, Beruf, Frei­zeit, Freunde) und wenn dann noch Zeit ist, ver­suchst du ein paar tiefe Atem­züge und Yoga-Übun­gen am Ende des Tages rein­zu­quet­schen und schläfst dabei ein (was ja auch sehr ent­span­nend ist). Um das zu ändern, spielst du ab jetzt ein­fach einen Joker.

Warum Joker?

Du kennst bestimmt diese spe­zi­elle Spiel­karte, die du zu jedem Zeit­punkt ein­set­zen und ihr je nach Vari­ante sogar einen belie­bi­gen Wert zutei­len kannst.

Der Joker wird auf der Spiel­karte meis­tens als Narr dar­ge­stellt und weist damit auf die Stel­lung des Hof­narrs im Mit­tel­al­ter hin. Der durfte näm­lich als ein­zi­ger die könig­li­chen Herr­schaf­ten kri­ti­sie­ren bzw. die Wahr­heit sagen sowie Ade­lige par­odie­ren (ohne lebens­be­droh­li­che Konsequenzen).

Sich die Erlaubnis geben

Wie der Joker-Narr darfst du dir sel­ber ab und zu die Erlaub­nis geben, etwas nicht zu tun, was andere von dir erwar­ten oder was du dir sel­ber als Erwar­tung auferlegst.

Wie befrei­end sich das anfühlt, dir gerade mit­ten im Tru­bel und den Ver­ant­wor­tun­gen eine kleine Atem­pause zu gön­nen! Sich diese Erlaub­nis zu geben, hat nichts mit Ego­is­mus zu tun, son­dern viel­mehr mit Selbst­für­sorge. Wie kannst du ande­ren eine Stütze sein, wenn du sel­ber kei­nen Halt hast?

Die Acht­sam­keit gegen­über dir sel­ber macht dich resis­tent, gelas­sen und kraft­voll. Es ist keine Nie­der­lage, auch ein­mal Nein zu sagen oder deine Gren­zen zu benen­nen. Im Gegen­teil: Du schaffst dir damit den Nähr­bo­den, um ande­ren Gutes zu tun und für sie da zu sein.

Und so geht’s

Du legst für eine bestimmte Tätig­keit den Zeit­raum und eine Anzahl Joker fest. Schreibe dir das genauso auf, z. B. für die Tätig­keit x ste­hen mir pro Woche / Monat / Jahr y Joker zu. Die­ses Auf­schrei­ben ist wich­tig, es ist sozu­sa­gen ein Ver­trag, den du mit dir sel­ber schliesst.

Lass deine Intui­tion ent­schei­den, wann es Zeit für einen Ein­satz ist. Dann lässt du die Auf­gabe / Tätig­keit ein­fach sein. Notiere dir den Joker-Ein­satz und halte schrift­lich fest, wie es dir dabei erging und wie du die Zeit ver­bracht hast.

Am Anfang braucht es viel­leicht Über­win­dung, vor allem wenn es um andere Men­schen geht. Doch genau hier liegt etwas Schö­nes ver­bor­gen: Wenn du dir sel­ber die Erlaub­nis für einen Joker gibst, lädst du andere eben­falls dazu ein, sich diese Erlaub­nis in ihrem eige­nen Lebens­kon­text zu geben. Und so geht es immer weiter.

Gut zu wissen

Um dem Joker-Effekt noch mehr Wirk­sam­keit zu ver­lei­hen, achte auf fol­gende Punkte:

  • Wenn du den Joker ziehst, habe kein schlech­tes Gewis­sen. Wenn zu Beginn ein sol­ches vor­han­den ist, reflek­tiere dar­über. Was steckt dahin­ter? Ist es die Angst vor Ableh­nung? Oder ein Glau­bens­satz, dass du erst ganz am Schluss an die Reihe kommst?
  • Setze den Joker dann ein, wenn es dir gut geht und du Ener­gie hast. Warte nicht bis zur tota­len Erschöp­fung. Wenn du krank bist, sons­tige höhere Gewal­ten im Spiel sind oder ein Ter­min wich­ti­ger ist, brauchst du kei­nen Joker.
  • Wähle auch Tätig­kei­ten aus, die du liebst. Denn oft liegt gerade da die Gefahr, eine Über­for­de­rung zu übersehen.
  • Du musst nicht alle fest­ge­leg­ten Joker zie­hen, wenn dir nicht danach ist. Allein die Erlaub­nis beflü­gelt bereits.
  • Ver­bringe die Joker-Zeit ganz im Sein, so wie es für dich stimmt. Das kann ein Spa­zier­gang in der Natur sein, ein Tanz, schrei­ben, Musik hören, medi­tie­ren. Tätig­kei­ten, die nur für dich sind und bei denen du alles um dich herum vergisst.

Das Joker-System in der Partnerschaft

In der Part­ner­schaft könnt ihr die Joker auch gegen­sei­tig abge­ben. Ver­ein­bart eine Anzahl Joker pro Woche / Monat / Jahr für Kin­der ins Bett brin­gen, mit dem Hund Gassi gehen, ein­kau­fen, kochen etc.

Auch eine Umkeh­rung des Joker-Sys­tems ist mög­lich, z. B. MUSS der andere an einem Fami­li­en­tref­fen oder Busi­ness-Anlass teil­neh­men, wenn du einen Joker ziehst.

Natür­lich sollte es eine Selbst­ver­ständ­lich­keit sein, sol­che Dinge auch ohne Joker zu regeln :-). Aber mit einem Sys­tem wird das Ganze etwas offi­zi­el­ler und damit auch bewuss­ter. Pro­biert es mal aus!

Mein letzter Joker-Einsatz…

… ist noch keine Woche alt. Ich habe mir für die 19 Live-Medi­ta­tio­nen in der lau­fen­den Sai­son zwei Joker zuge­teilt. Letz­ten Diens­tag war es soweit und ich habe zum ers­ten Mal in die­sem Bereich die Karte gezo­gen. Die Reak­tio­nen waren sehr posi­tiv und haben mich dazu bewo­gen, dar­über einen Blog zu schreiben.

einfach-sein-tabi

Wer schreibt da?

Mein Name ist Tanja Bischof­ber­ger. Über das Sein zu schrei­ben ist im Grunde ein Wider­spruch. Was ohne Gren­zen ist, schränke ich durch Begriffe nur ein. Den­noch liebe ich es, über Sein-Erfah­run­gen zu berich­ten. Dadurch öff­net sich viel­leicht hie und da eine Tür bei einem Men­schen, sich eben­falls auf die­sen wun­der­ba­ren Weg zu machen bzw. anzu­kom­men. Viel­leicht auch du?