Dein Wille — dein Schicksal?

Eine kleine Schule des Wil­lens — Teil 2

In diesem Blog­beitrag find­est du Impulse, wie du mit deinem geschick­ten Willen (vgl. Teil 1) dem Schick­sal ein Schnip­pchen schla­gen kannst. Das Wis­sen um drei wichtige psy­chol­o­gis­che Prozesse und deren Bee­in­fluss­barkeit schenkt dir eine neue (Wahl)Freiheit.

Eine kleine Schule des Willens
Bild von Eugen Visan auf Pix­abay

Die Macht des Unterbewusstseins

Du nimmst nur einen sehr kleinen Teil der Prozesse im Gehirn bewusst wahr. Das Unter­be­wusst­sein nimmt viel mehr Raum ein und bes­timmt dein Sein, Empfind­en und Ver­hal­ten. Zu den unbe­wussten Funk­tio­nen gehören alle kör­per­lichen Funk­tio­nen, wie zum Beispiel Atmung oder Ver­dau­ung. Auch für die automa­tisierten Abläufe, wie schwim­men oder schreiben, bist du bes­timmt dankbar. Von einem weit­eren Bere­ich kannst du nur ahnen, was da son­st noch kreucht und fleucht an Gewohn­heit­en, Prä­gun­gen, Glaubenssätzen, Vorurteilen oder Äng­sten.

Wie Bewusst­sein und Unter­be­wusst­sein zusam­me­nar­beit­en, bleibt ein Geheim­nis. Das wiederum stellt dich immer wieder vor Her­aus­forderun­gen: Ein banales Ereig­nis löst in dir unbe­wusste Prozesse aus und lässt dich manch­mal wie fer­nges­teuert han­deln, obwohl dein Bewusst­sein etwas anders will.

Der Sekunden-Stopp

Das Unter­be­wusst­sein ist lern­fähig und lässt sich dur­chaus verän­dern, ja sog­ar umpro­gram­mieren. Nur, diesen Impuls kann es sich nicht sel­ber geben. Darin liegt ja ger­ade seine Auf­gabe, unkri­tisch Abläufe und Ver­hal­tensweisen zu wieder­holen. Für eine Verän­derung brauchst du das Bewusst­sein und damit deinen Willen.

Durch den geschick­ten Ein­satz deines Wil­lens bringst du einen eingeschlif­f­e­nen Prozess zum Still­ste­hen. Manch­mal nur für eine Sekunde. Aber diese knappe Zeit gibt dir die Wahl, entwed­er wie gewohnt dem Autopi­loten erneut dein Ver­trauen zu schenken, oder aber dich anders zu ver­hal­ten (was sich manch­mal echt anstren­gend anfühlt). Dein Wille wurstelt im ersten Schritt noch gar nicht im Unter­be­wusst­sein herum, er ermöglicht dir jedoch eine genaue Inspek­tion dein­er Automa­tis­men (jed­er Mechaniker ist dir dankbar, wenn du das Auto anhältst, bevor er sich drunter legt).

Drei Übungsfelder für deinen Willen

Genug der The­o­rie, nun fol­gt die Prax­is. Es würde zu weit führen, hier jede Meth­ode für die Arbeit mit dem Unter­be­wusst­sein aufzuführen. Die Haupt­sache ist, du erkennst die Wahlmöglichkeit­en in jed­er erden­klichen Sit­u­a­tion.

Rober­to Assa­gi­oli* hat mehrere psy­chol­o­gis­che Funk­tio­nen unter die Lupe genom­men, um daran den Ein­fluss des Wil­lens darzule­gen. Ich beschränke mich auf drei davon, die dir ver­mut­lich bere­its bekan­nt sind:


Übungsfeld 1: Gedanken führen zu Handlungen

Bilder erzeu­gen Emo­tio­nen und führen zu Hand­lun­gen. Das kennst du bestens aus der Wer­bung. Doch bere­its schon eine Idee oder Vorstel­lung, die du dir machst oder die du von anderen übern­immst, haben die gle­iche Kraft. Ein Gedanke ist sozusagen eine Tat im Anfangssta­di­um, denn er weckt in dir Bilder, die dann zu Emo­tio­nen und Hand­lun­gen führen.

Set­ze also den geschick­ten Willen ein, indem du dir diesen Mech­a­nis­mus immer wieder bewusst machst. Scrolle nicht gedanken­ver­loren durch Insta­gram & Co., um dich von hüb­schen Bildern oder fet­ten Schlagzeilen berieseln zu lassen. Stoppe diesen Automa­tismus, indem du prüf­st, was ein Bild oder eine Idee in dir aus­löst und ob du das wirk­lich gut find­est.

Im Gegen­zug helfen dir gute Bilder und Vorstel­lun­gen, in dir neue Kräfte zu mobil­isieren. Denkst du an einen geliebten Men­schen, spürst du das Kribbeln im Bauch, guckst du dir Urlaub­s­fo­tos an, hörst du das Rauschen des Meeres. Kannst du dir dein Ziel bildlich vorstellen, vervielfachst du damit die Wahrschein­lichkeit, dass du erfol­gre­ich bist.


Übungsfeld 2: Handlungen erzeugen Emotionen

Du hast bes­timmt schon von Schaus­pie­len­den gehört, die tage­lang in den Klei­dern ihres Film- oder The­ater­charak­ters herum­laufen und deren Gestik üben, um ganz in diese Rolle einzu­tauchen und die Gefüh­le tat­säch­lich zu empfind­en.

Achte also auf deine Kör­per­hal­tung. Verän­der­st du diese, erzeugst du so ein neues inneres Bild von dir mit der entsprechen­den Emo­tion. Möcht­est du zum Beispiel mutiger wer­den, nimm eine mutige Pose ein: Kopf hoch, Schul­tern runter, Brust raus. Bewege dich so übung­shal­ber erst mal durch deine Woh­nung. Spürst du den Mut? Entste­ht ein mutiges Bild in dir? Teste anschliessend die Wirkung auf dem Weg in den Super­markt.


Übungsfeld 3: Wähle deine Gewohnheiten

Wenn du etwas genü­gend oft wieder­holst, wird es zur Gewohn­heit. Willst du eine schlechte Gewohn­heit durch eine gute erset­zen, dann tue das Gute. Das klingt ein­fach und ist es eigentlich auch. In der Umset­zung spürst du die Macht der Gewohn­heit und wie sie ihr Dasein mit allen Mit­teln vertei­di­gen will. Mit rein­er Wil­len­skraft wirst du nicht dage­gen ankom­men.

Gewähre nun dem Sekun­den-Stopp seinen grossen Auftritt. Bevor du die bish­erige Gewohn­heit aus­führst, halte inne. Willst du oder willst du nicht? Du bist frei in der Entschei­dung, ob du bei der bish­eri­gen Hand­lung bleib­st oder nicht. Jed­er Sekun­den-Stopp führt zu einem Stot­tern im Mech­a­nis­mus. Irgend­wann wird es dem Unter­be­wusst­sein zu bunt, es ruft beim Bewusst­sein an und fragt nach klaren Arbeit­san­weisun­gen. Dann hast du die Möglichkeit, den gesamten Prozess zu verän­dern.

Für die Bil­dung von Gewohn­heit­en bis du ver­ant­wortlich. Mit dem Sekun­den-Stopp läutest du eine Verän­derung viel san­fter und kräftescho­nen­der ein, als mit brachialer Wil­len­skraft.

Und was ist jetzt mit dem Schicksal?

Das fol­gende Zitat lüftet das Geheim­nis (es stammt übri­gens nicht aus dem Tal­mud, son­dern wurde ver­mut­lich vom englis­chen Schrift­steller Charles Reade aus dem Chi­ne­sis­chen über­set­zt):

“Achte auf deine Gedanken, denn sie wer­den Worte.
Achte auf deine Worte, denn sie wer­den Hand­lun­gen.
Achte auf deine Hand­lun­gen, denn sie wer­den Gewohn­heit­en.
Achte auf deine Gewohn­heit­en, denn sie wer­den dein Charak­ter.
Achte auf deinen Charak­ter, denn er wird dein Schick­sal.”

Dieser Spruch ist insofern passend, weil das Wort „achte“ den puren Willen bzw. den Sekun­den-Stopp verkör­pert. Ja, das Unter­be­wusst­sein steuert primär dein Ver­hal­ten. Das kannst du so hin­nehmen. Es ist aber deine wil­lentliche Entschei­dung, den viel kleineren Teil deines Bewusst­seins dafür einzuset­zen, Ver­ant­wor­tung für dein Schick­sal zu übernehmen. Denn dieses ist nur einen Gedanken weit ent­fer­nt…
Das Schick­sal ist für dich ein zu gross­es Wort? Glück­licher­weise hast du auch noch den höheren Willen (vgl. Teil 1), er weiss Rat.


* Die zehn psy­chis­chen Geset­ze, und wie der Wille darauf ein­wirkt, stam­men aus dem Buch „Die Schu­lung des Wil­lens“ des ital­ienis­chen Arztes und Psy­chi­aters Rober­to Assa­gi­oli (1888–1974). Die Wil­lenss­chu­lung ist wiederum Teil der von ihm eben­falls entwick­el­ten Psy­chosyn­these. Im August besuchte ich dazu eine mehrtägige Weit­er­bil­dung, die mich zu dieser Blog-Serie inspiri­erte.

Der Newsletter für mehr Intuition im Alltag

Die Entwick­lung der Intu­ition braucht Zeit, Geduld, regelmäs­sige Aufmerk­samkeit und viel Acht­samkeit. Lasse dich durch den ein­fach. intuitiv.-Newsletter immer wieder neu motivieren und inspiri­eren.

  • Der Newslet­ter erscheint ca. 1–2 Mal pro Monat.
  • Die Prax­is-Tipps zeigen dir, wie du im All­t­ag auf deine Intu­ition acht­en und sie nutzen kannst.
  • Du wirst über meine Ange­bote informiert (kosten­lose und kostenpflichtige).
Vor­name (frei­willig, wäre aber schön ;-)):
E‑Mail:

Deine Ein­willi­gung in den Ver­sand meines Newslet­ters ist jed­erzeit wider­ruf­bar per Link, per E‑Mail oder an die im Impres­sum angegebe­nen Kon­tak­t­dat­en. Der Newslet­ter-Ver­sand erfol­gt entsprechend mein­er Daten­schutzerk­lärung und nur zur Bewer­bung eigen­er Pro­duk­te und Dien­stleis­tun­gen, die unter www.tanja-bischofberger.com beschrieben wer­den.

einfach-sein-tabi

Wer schreibt da?

Mein Name ist Tan­ja Bischof­berg­er. Über das Sein zu schreiben ist im Grunde ein Wider­spruch. Was ohne Gren­zen ist, schränke ich durch Begriffe nur ein. Den­noch liebe ich es, über Sein-Erfahrun­gen zu bericht­en. Dadurch öffnet sich vielle­icht hie und da eine Tür bei einem Men­schen, sich eben­falls auf diesen wun­der­baren Weg zu machen bzw. anzukom­men. Vielle­icht auch du?