Dein Wille – dein Schicksal?
Eine kleine Schule des Willens – Teil 2
In diesem Blogbeitrag findest du Impulse, wie du mit deinem geschickten Willen (vgl. Teil 1) dem Schicksal ein Schnippchen schlagen kannst. Das Wissen um drei wichtige psychologische Prozesse und deren Beeinflussbarkeit schenkt dir eine neue (Wahl)Freiheit.
Die Macht des Unterbewusstseins
Du nimmst nur einen sehr kleinen Teil der Prozesse im Gehirn bewusst wahr. Das Unterbewusstsein nimmt viel mehr Raum ein und bestimmt dein Sein, Empfinden und Verhalten. Zu den unbewussten Funktionen gehören alle körperlichen Funktionen, wie zum Beispiel Atmung oder Verdauung. Auch für die automatisierten Abläufe, wie schwimmen oder schreiben, bist du bestimmt dankbar. Von einem weiteren Bereich kannst du nur ahnen, was da sonst noch kreucht und fleucht an Gewohnheiten, Prägungen, Glaubenssätzen, Vorurteilen oder Ängsten.
Wie Bewusstsein und Unterbewusstsein zusammenarbeiten, bleibt ein Geheimnis. Das wiederum stellt dich immer wieder vor Herausforderungen: Ein banales Ereignis löst in dir unbewusste Prozesse aus und lässt dich manchmal wie ferngesteuert handeln, obwohl dein Bewusstsein etwas anders will.
Der Sekunden-Stopp
Das Unterbewusstsein ist lernfähig und lässt sich durchaus verändern, ja sogar umprogrammieren. Nur, diesen Impuls kann es sich nicht selber geben. Darin liegt ja gerade seine Aufgabe, unkritisch Abläufe und Verhaltensweisen zu wiederholen. Für eine Veränderung brauchst du das Bewusstsein und damit deinen Willen.
Durch den geschickten Einsatz deines Willens bringst du einen eingeschliffenen Prozess zum Stillstehen. Manchmal nur für eine Sekunde. Aber diese knappe Zeit gibt dir die Wahl, entweder wie gewohnt dem Autopiloten erneut dein Vertrauen zu schenken, oder aber dich anders zu verhalten (was sich manchmal echt anstrengend anfühlt). Dein Wille wurstelt im ersten Schritt noch gar nicht im Unterbewusstsein herum, er ermöglicht dir jedoch eine genaue Inspektion deiner Automatismen (jeder Mechaniker ist dir dankbar, wenn du das Auto anhältst, bevor er sich drunter legt).
Drei Übungsfelder für deinen Willen
Genug der Theorie, nun folgt die Praxis. Es würde zu weit führen, hier jede Methode für die Arbeit mit dem Unterbewusstsein aufzuführen. Die Hauptsache ist, du erkennst die Wahlmöglichkeiten in jeder erdenklichen Situation.
Roberto Assagioli* hat mehrere psychologische Funktionen unter die Lupe genommen, um daran den Einfluss des Willens darzulegen. Ich beschränke mich auf drei davon, die dir vermutlich bereits bekannt sind:
Übungsfeld 1: Gedanken führen zu Handlungen
Bilder erzeugen Emotionen und führen zu Handlungen. Das kennst du bestens aus der Werbung. Doch bereits schon eine Idee oder Vorstellung, die du dir machst oder die du von anderen übernimmst, haben die gleiche Kraft. Ein Gedanke ist sozusagen eine Tat im Anfangsstadium, denn er weckt in dir Bilder, die dann zu Emotionen und Handlungen führen.
Setze also den geschickten Willen ein, indem du dir diesen Mechanismus immer wieder bewusst machst. Scrolle nicht gedankenverloren durch Instagram & Co., um dich von hübschen Bildern oder fetten Schlagzeilen berieseln zu lassen. Stoppe diesen Automatismus, indem du prüfst, was ein Bild oder eine Idee in dir auslöst und ob du das wirklich gut findest.
Im Gegenzug helfen dir gute Bilder und Vorstellungen, in dir neue Kräfte zu mobilisieren. Denkst du an einen geliebten Menschen, spürst du das Kribbeln im Bauch, guckst du dir Urlaubsfotos an, hörst du das Rauschen des Meeres. Kannst du dir dein Ziel bildlich vorstellen, vervielfachst du damit die Wahrscheinlichkeit, dass du erfolgreich bist.
Übungsfeld 2: Handlungen erzeugen Emotionen
Du hast bestimmt schon von Schauspielenden gehört, die tagelang in den Kleidern ihres Film- oder Theatercharakters herumlaufen und deren Gestik üben, um ganz in diese Rolle einzutauchen und die Gefühle tatsächlich zu empfinden.
Achte also auf deine Körperhaltung. Veränderst du diese, erzeugst du so ein neues inneres Bild von dir mit der entsprechenden Emotion. Möchtest du zum Beispiel mutiger werden, nimm eine mutige Pose ein: Kopf hoch, Schultern runter, Brust raus. Bewege dich so übungshalber erst mal durch deine Wohnung. Spürst du den Mut? Entsteht ein mutiges Bild in dir? Teste anschliessend die Wirkung auf dem Weg in den Supermarkt.
Übungsfeld 3: Wähle deine Gewohnheiten
Wenn du etwas genügend oft wiederholst, wird es zur Gewohnheit. Willst du eine schlechte Gewohnheit durch eine gute ersetzen, dann tue das Gute. Das klingt einfach und ist es eigentlich auch. In der Umsetzung spürst du die Macht der Gewohnheit und wie sie ihr Dasein mit allen Mitteln verteidigen will. Mit reiner Willenskraft wirst du nicht dagegen ankommen.
Gewähre nun dem Sekunden-Stopp seinen grossen Auftritt. Bevor du die bisherige Gewohnheit ausführst, halte inne. Willst du oder willst du nicht? Du bist frei in der Entscheidung, ob du bei der bisherigen Handlung bleibst oder nicht. Jeder Sekunden-Stopp führt zu einem Stottern im Mechanismus. Irgendwann wird es dem Unterbewusstsein zu bunt, es ruft beim Bewusstsein an und fragt nach klaren Arbeitsanweisungen. Dann hast du die Möglichkeit, den gesamten Prozess zu verändern.
Für die Bildung von Gewohnheiten bis du verantwortlich. Mit dem Sekunden-Stopp läutest du eine Veränderung viel sanfter und kräfteschonender ein, als mit brachialer Willenskraft.
Und was ist jetzt mit dem Schicksal?
Das folgende Zitat lüftet das Geheimnis (es stammt übrigens nicht aus dem Talmud, sondern wurde vermutlich vom englischen Schriftsteller Charles Reade aus dem Chinesischen übersetzt):
«Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen.
Achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter.
Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal.»
Dieser Spruch ist insofern passend, weil das Wort „achte“ den puren Willen bzw. den Sekunden-Stopp verkörpert. Ja, das Unterbewusstsein steuert primär dein Verhalten. Das kannst du so hinnehmen. Es ist aber deine willentliche Entscheidung, den viel kleineren Teil deines Bewusstseins dafür einzusetzen, Verantwortung für dein Schicksal zu übernehmen. Denn dieses ist nur einen Gedanken weit entfernt…
Das Schicksal ist für dich ein zu grosses Wort? Glücklicherweise hast du auch noch den höheren Willen (vgl. Teil 1), er weiss Rat.
* Die zehn psychischen Gesetze, und wie der Wille darauf einwirkt, stammen aus dem Buch „Die Schulung des Willens“ des italienischen Arztes und Psychiaters Roberto Assagioli (1888–1974). Die Willensschulung ist wiederum Teil der von ihm ebenfalls entwickelten Psychosynthese. Im August besuchte ich dazu eine mehrtägige Weiterbildung, die mich zu dieser Blog-Serie inspirierte.
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Mein Name ist Tanja Bischofberger. Über das Sein zu schreiben ist im Grunde ein Widerspruch. Was ohne Grenzen ist, schränke ich durch Begriffe nur ein. Dennoch liebe ich es, über Sein-Erfahrungen zu berichten. Dadurch öffnet sich vielleicht hie und da eine Tür bei einem Menschen, sich ebenfalls auf diesen wunderbaren Weg zu machen bzw. anzukommen. Vielleicht auch du?